Eine der Reparaturen mit dem meisten Unterhaltungswert ist das Wechseln des Gabelsimmerings. Wenn einen der Ölfilm auf der Bremsscheibe oder das Gesiffe aus dem Faltenbalg der Teleskopgabel nervt, ist es an der Zeit, besagten Simmering zu wechseln. BMW empfiehlt, beide zu tauschen, ich bin dazu zu faul.

Nach meiner Syrienreise 2009 hat sich am rechten Faltenbalg mit der Zeit ein Ölschleier gebildet, der irgendwann anfing, richtige Tropfen zu bilden. Der Ölaustritt aus der Gabel ist minimal, man kann noch ewig mit einem kaputten Simmering fahren, irgendwann gehört es aber gerichtet.

Als erstes muss das Öl raus. Ablassschraube auf beiden Seiten geöffnet, zusätzlich oben zur besseren Belüftung und laufen lassen.
Ist es - wie bei mir - die rechte Seite, schraubt man erst das Schutzblech ab, dann öffnet man die Schlauchschelle (Ist so ein Einmal-Teil, also gleich eine neue besorgen) anschließend löst man die Bolzen für die Bremse. Jetzt wird die Vorderradachse entfernt und der Bremszylinder irgendwie gesichert.

Unten am Gleitrohr befindet sich eine Schraube, die es jetzt zu lösen gilt, dann kann man es einfach nach unten wegziehen. Die Gabel fliegt einem hierbei nicht um die Ohren, die ist irgendwie anders gesichert. Fand ich gut. Es fällt einem irgendein Bauteil entgegen, das unten an das Standrohr gehört. Am besten aufheben.

Die absolute Obergemeinheit der BMW- (oder waren es die Marzocchi-Ingenieure) beginnt jetzt. Der Simmering ist durch einen innenliegenden Sprengring gesichert, der sozusagen entfernungssicher eingebaut ist. Irgendwie muss das Teil raus. Ich hab abwechselnd eine kleine Zange und einen Schraubendreher benutzt. Wenn das geschehen ist, den alten Simmering entfernen und den neuen einsetzen. Den muss man mit BMW Spezielwerkzeug und einem Hämmerchen einschlagen. Geht auch mit ner großen Nuss oder irgendwas Vergleichbarem. Wichtig ist nur, dass der neue Simmering möglichst vorsichtig und gleichmäßig eingepresst wird. Dann diesen fiesen Simmering wieder rein, und überlegen, wie man besagten Abstandhalter - oder was auch immer es sein mag - unten an das Standrohr halten kann und gleichzeitig das Gleitrohr darüber schieben. Ich hab’s mit etwas Öl einfach “festgeklebt”. Die Oberflächenspannung hält es so lange, bis das Rohr sitzt.

Schraube unten rein, Bremse angeschraubt, Rad montiert, jetzt die Bremse mit dem richtigen Drehmoment festgezogen (32 Nm), Schutzblech wieder dran und den Faltenbalg. Anschließend Gabel mit neuem Öl befüllen. 0,41 + 0,01 L links, 0,44 + 0,01 L rechts.

Die Inbusschrauben am Lenker leicht eingedreht und mit gezogener Handbremse einige Male einfedern. Wenn volle Dämpfung spürbar, die Schrauben ganz zu drehen. Feddich.

Hinweis:
In der Reparaturanleitung steht 0,41 + 0,01 L links und 0,44 + 0,01 L rechts. In der Gabel habe ich progressive Federn von Wirth, die bei dieser Befüllung nach meinem Geschmack zu hart sind. Beim letzten Wechsel habe ich den Ölstand in beiden Holmen auf den linken (also 0,41 L) gleich eingestellt. Mir ist das Ansprechverhalten so deutlich angenehmer.