Stoppelbärtig, Löcher in den Schuhen und ein schlabbriges T-Shirt. So sehe ich aus, als ich am 23. November 2012 in Rosenheim aus dem Zug steige. Das Klischee eines Weltreisenden dürfte ziemlich erfüllt sein. In der Bahnhofshalle warten die beiden Mädels und meine Frau. Ich komme mir vor, als wäre ich nie weg gewesen, als holten sie mich vom Zug ab, wie so oft, als ich noch in München gearbeitet habe.

Am Montag dann noch eine letzte Herausforderung, Die BMW vom Flughafen holen. Einen einzigen Stempel bekomme ich nur, den für die Wiedereinfuhr im Carnet. Nur meinen Pass sieht sich der Zöllner etwas genauer an. „Wer macht denn heute noch Urlaub im Iran und wo sind denn die ganzen Drogen, die sie aus Pakistan mitgebracht haben?“ will er wissen. Ob das witzig sein sollte? Alexander von Humboldt hat die richtige Antwort: „Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die Weltanschauung der Leute, die die Welt nicht angeschaut haben!“

Durchgefroren erreiche ich am Nachmittag schließlich Rosenheim und kann Bilanz ziehen:

  • In 80 Tagen 19.000 km um die halbe Welt (Hut ab vor Phileas Fogg),
  • 950 Liter Benzin (2 ½ Badewannen voll),
  • 2,5 Liter Öl (3 Mass auf der Wies'n),
  • 1 Hinterreifen,
  • Eine GoPro, die mir in der Türkei vom Helm geflogen ist (Mein Fehler),
  • Ein (zurück-) verbogener Lenker und eine Beule im Tank (als Erinnerung an einen indischen Radfahrer),
  • Ein in Karachi beim Umpacken verlorener Leatherman,
  • Ein leicht angeschlagenes Display an der Nikon D90, die mir auch in Karachi runtergefallen ist,
  • 2 Handprotektoren, die zwischen Kathmandu und Bangkok schlicht durch die Ritzen der Palette gefallen sind,
  • Ein Paar Endurostiefel (die sind jetzt endgültig Schrott),
  • Ein Kupplungszug,
  • Eine Lichtmaschine (Neuteil mit Garantie, Sch…, dass es in Indien passieren musste),
  • Eine Vergasermembrane (wäre mit der getapten auch weiter gefahren),
  • Ein Zündkabel (vermutlich in Pakistan auf dem Bus beschädigt),
  • Eine Sonnenbrille (die kann ich auch wegschmeißen),
  • Eine Kotflügelstrebe vorne, die den Vibrationen auf den Strassen nicht standgehalten hat,
  • Ein Kugelkopf am Stativ (wohl auch die Vibrationen),
  • 11 Länder (Österreich, Italien, Griechenland, Türkei, Iran, Pakistan, Indien, Nepal, Thailand, Laos, Kambodscha),
  • 6 Visa (Iran, Pakistan, Indien, Nepal, Laos, Kambodscha),
  • Unzählige Stempel.

Ich wurde zum Tee eingeladen unzählige Male, habe gelacht mit Iranern, die meinten: „Wir sind keine Terroristen.“, habe mit pakistanischen Polizisten auf dem Boden zu Abend gegessen, bin meinem Motorrad mit dem Bus gefolgt, habe geschwitzt in der Hitze und geflucht auf den indischen Strassen, war dreckig vom Staub der Pisten und nass im tropischen Regen. Schön war es doch und nicht einen Moment möchte ich missen, nicht einen! Ohne Tiefen keine Höhen!

Eine Freundin hat mir auf Facebook geschrieben, ob ich nie Heimweh habe. … doch – aber Fernweh ist schlimmer! 

“The journey never ends”!

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