Ab jetzt sind die Hinweisschilder in kyrillisch, wobei man ein Herz hat für den Mitteleuropäer und die größeren Städte in lateinischen Buchstaben anschreibt. Den auf der Karte verzeichneten Campingplatz finde ich nicht und denke darüber nach, irgendwo seitlich abzufahren und wild zu zelten. Sämtliche Wege, die ich aber befahre enden in irgendeiner Müllkippe, was mich letztendlich doch dazu bringt, ein Zimmer für 20 Euro zu mieten. Ein stolzer Preis für die Bude. Unfreundliche Wirtsleute und die Tatsache, dass man mir auch noch Heinecken anstelle des hiesigen Bieres serviert, bieten in meinen Augen genug Gründe dafür, das von letzter Nacht noch feuchte Zelt an der Deckenleuchte zum Trocknen aufzuhängen.

Ich bin auf Nationalstrassen der ersten Kategorie unterwegs. Der Belag gehört jedoch mit zu dem saumäßigsten, was mir bislang unter die Räder kam. Um nicht nur durch Schlaglöcher und über Maulwurfshügel große Teerflicken zu fahren, ändere ich die beabsichtigte Route über kleinste Nebenstrassen. Statt dessen wähle ich die N6 nach Burgas am Schwarzen Meer und weiter die N98 in Richtung Türkei.

Die Straßenführung selbst, auch auf den Nationalstrassen, ist ein Traum und außerhalb der Ballungszentren begegnen einem fast mehr Pferdefuhrwerke, als Autos. Erstere haben es aber in sich. Hinterlassen die lieben Zugtiere doch ihre unverdauten Speisereste bevorzugt in Kurven. Kurzfristig erhöht sich der Pulsschlag des geneigten Enduristen, wenn er in Schräglage auf Ideallinie kommend mit den Rädern über diese Rutschpartikel hinwegschrubbt. Unmittelbar vor der türkischen Grenze bei Malko Tarnovo führt mich ein Hinweisschild zu einem Museumsdorf. In idyllischer Umgebung befindet sich dort eine kleine Ansiedlung mit Häusern ganz im ursprünglichen bulgarischen Baustil mit gemauertem Erdgeschoss und dem ersten Stock in Holz-Blockbauweise.

Genau zur Mittagszeit erreiche ich den Grenzposten zur Türkei. Auf bulgarischer Seite werde ich an einem Schrankenhäuschen nach Name, Kennzeichen und Marke des Motorrads gefragt. Diese drei Daten tippt eine charmante junge Dame in einen PC, um mir danach einen USB-Stick mit genau diesen Daten in die Hand zu drücken und dem Hinweis, diesen an der Grenze wieder abzugeben. Dort nimmt ein deutlich uncharmanterer Zöllner den Stick und kopiert wohl die Daten auf seinen PC, um sie noch mit meiner Passnummer zu ergänzen. Unglaublich - der schwachsinnige Papierkram ist abgeschafft, um jetzt in digitaler Form weitergeführt zu werden...  >> weiter lesen