Etwas mulmig ist mir dann doch, als ich am Morgen des 20. März in der Früh in den Zug zum Flughafen München steige. Enduro pur ist die nächsten drei Tage angesagt und das in einer der dafür wohl am besten geeigneten Gegenden Europas, in Aras de los Olmos bei Valencia, Spanien.

Als Tomm Wolf, alias >>Malelobo, kommenden Tags, während er die Bikes aus der Garage schiebt, meint “wir sind ja alle erfahrene Endurofahrer.....” will ich das erste Mal “äh, Moment bitte” sagen, halte mich aber zurück. Tomm kommt aus gutem Hause. Chefinstruktor im BMW Enduropark Hechlingen, Teilnehmer an zahlreichen Rallyes, darunter der “Dakar”. Die wichtigste Ansage: “Keiner muss hier etwas machen, das er nicht will!” OK, denke ich mir, bin aber schließlich hier, um etwas zu lernen..

Nach einem kurzen Warm Up im Enduropark hinterm Haus, das im Wesentlichen dazu dient, das Bike kennen zu lernen, geht’s das erste Mal auf Strecke. Es passt einfach alles. Geniales Wetter, die Landschaft ein Traum und kein Meter Asphalt unter den Reifen. Knapp 100 km läuft es so dahin. Zig Abzweigungen bietet das Wegenetz in dieser einsamen Landschaft, doch dank Tomm als Guide ist Orientierung Nebensache.
Ausklang findet der Tag, wie alle anderen, an der Bar im Hotel Aras Rural. Das perfekte Ambiente für ein paar “kernige” Biker.
Bilanz des ersten Tages: Außer einem kleinen Ausrutscher, weil ich vergessen hatte, das ABS bei der Challenge auszuschalten, ein durchaus gelungener Auftakt. Zwar muss ich mich noch tierisch auf Haltung, Belastung links/rechts, Kuppeln mit 2 Fingern, etc. konzentrieren aber es geht und zwar in einem Tempo, in dem ich noch nie über Schotter gebrezelt bin.

Der zweite Tag ist dann ein Roadbooktraining. >> Joe ‘Dakar’ hatte gestern noch 3 Kopien angefertigt und Tomm gibt erst mal eine Einweisung, was die Symbole zu bedeuten haben. Dann überlässt er uns Joe mit dem Kommentar, dass da draußen noch niemand zurückgelassen wurde und geht mit den beiden anderen Jungs aus der Gruppe wieder auf Tour.
Mein Leidensgefährte Piet und ich popeln derweil das etwas bearbeitete Roadbook in den Touratech-Halter. Verbesserungsvorschlag: Schlitz in die Aufnahmerolle machen, dann geht das Einfädeln ratz fatz. Schließlich sitzen aber auch wir auf den Bikes und kommen uns vor, wie Hubert Auriol an der Grenze zur Mauretanischen Wüste.

Ob er sich allerdings auch gleich bei der aller ersten Abzweigung verfahren hätte, wie ich es gemacht habe? Nach ein paar Kilometern habe ich das System aber durchschaut und es klappt überraschend gut. Dennoch sind spätestens jetzt die Frauen mit ihren chaotisch vernetzten Synapsen klar im Vorteil. Die Aufgabe lautet: Abzweigung erkennen, Trippmaster auf Null stellen, gesamt-km abgleichen, nächste km-Marke geistig aufnehmen und Roadbook weiter drehen. Das alles sekundenschnell, schließlich geht es um Zeit. Die B-Note für Haltung beim Fahren leidet daher geringfügig und einige spanische Forstbeamte haben heute eine gute Entscheidung getroffen, eine andere Strecke zu nehmen. Aber es ist schon Klasse und tatsächlich nehmen wir auch heute das Abendessen nicht irgendwo in den Wäldern der Provinz Valencia ein sondern am Tisch im Hotel.

Das Essen ist so eine Sache. Voller Naivität bin ich davon ausgegangen, während der drei Tage ein paar Kilo abzunehmen - Gelächter! Das einzige, was keine drei Gänge hat, ist das Frühstück, sonst biegen sich die Tische mittags und abends vor Tellerchen, Schälchen und Platten.

Der Mittwoch steht dann unter keinem ganz so guten Stern. Heute hat Tomm ein paar ganz besondere Gemeinheiten hinten im Park gesteckt. Darunter ein verwinkelter Parkour über einige Huppel. Auf einer Kuppe geht mir schlagartig die Kiste aus und mir fehlen 2 Meter 50 an Beinlänge, um mich abzustützen. So purzle ich samt 650er seitlich den Hang hinunter. Irgendwas am Motorrad hat dabei meinen rechten Oberschenkel und die Brust getroffen, was saumäßig weh tut. Vorübergehend pausiere ich daher und sehe neidisch zu, wie die Kollegen ihre Bikes durch ein Nadelöhr nach dem anderen treiben.
Schließlich starte ich wieder einen Versuch und erkläre mich selbst als fahrtauglich. Die Vier planen noch eine weitere Ausfahrt und ich setze mich doch jetzt nicht oben ins Zimmer um vor mich hin zu leiden.

Über die Ausfahrt dürften die Meinungen dann auseinander driften. Aras liegt auf knapp 1000 Meter. Seit gestern regnet es immer wieder und heute ist es zudem empfindlich kalt. Oben auf einer Kuppe treffen uns die Elemente dann massiv. Es bleibt nichts, als umzukehren. Abgesehen davon, dass ich bei den Wetter- und Pistenverhältnissen noch mehr herumeiere, fand ich’s Klasse. Schließlich reißt es etwas auf und zum Abschluss zaubert Tomm dann doch noch eine perfekte Abschlusstour über Steinstufen, durch Wälder und über Hochebenen aus dem Hut.

Jetzt halte ich sie in den Händen, die Teilnehmerurkunde des Malelobo Enduro Trainingsprogramms ...

... und nächstes Jahr kommt definitiv eine dazu.